Wissen um den Wald

„Weißt Du was ein Wald ist?“ fragte schon Berthold Brecht. Die Antworten sind so verschieden wie die Bäume, die in ihm wachsen – wild, romantisch, dunkel, gepflegt, aufgeräumt, gut für die Gesundheit, gut riechend, alt, schön, unheimlich. Die Reihe der Attribute für den Wald ließe sich endlos fortsetzen.
Aber nur Wenige kennen Baumartenzusammensetzungen, Flächengrößen, Gesundheitszustand oder Holzvorräte, wissen nichts über Tiere und Pflanzen des Waldes. Und die Anzahl der Arbeitsplätze, die es nur in Verbindung mit dem Wald gibt, löst immer wieder Erstaunen aus. Diese und weitere Informationen zu Wald und Forstwirtschaft finden Sie in den folgenden Beiträgen.
Weltweit wird darüber nachgedacht, wie die nachhaltige Entwicklung der Wälder in der Praxis umgesetzt werden kann. Denn das Multitalent Wald vereinigt in sich viele Funktionen und seine Erhaltung ist für das Überleben unserer Erde ohne Alternative. Wald reinigt Luft und Wasser, mindert den Treibhauseffekt, ist Lebensraum vieler Arten, Rohstoff- und Energielieferant. Er bietet Arbeitsplätze und der Mensch findet in ihm Ruhe und Erholung. Deshalb müssen die Ansprüche der Gesellschaft und die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder noch besser in Übereinstimmung gebracht werden.
Vor allem bei den Herausforderungen des Klimawandels müssen wir über unseren brandenburgischen Tellerrand hinausschauen. Nur gemeinsam mit anderen Bundesländern und Staaten können die Fachleute wirksame Strategien für eine gesicherte Zukunft unserer Wälder entwickeln und politische Entscheidungsträger bei ihren Voten unterstützen.
Erste landesweite Waldinventur – es wurde gemessen und gezählt
„Nur wer den Zustand und Wert des Waldes kennt, kann die richtigen Entscheidungen treffen. Dabei ist nicht nur der wirtschaftliche Wert, sondern auch die Qualität des Waldes als Erholungsraum für den Menschen und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen wichtig.“ (Minister Jörg Vogelsänger)
Erste landesweite Waldinventur
Brandenburg hat 2012 die Chance genutzt und, zusätzlich zur alle 10 Jahre stattfindenden Bundeswaldinventur, erstmalig eine landesweite Waldinventur durchgeführt. Um auch für die Landesebene belastbare Zahlen zu bekommen, wurde das Stichprobennetz der Bundeswaldinventur von 4 x 4 Kilometer auf 2 x 2 Kilometer verdichtet und die Aufnahmeintensität erhöht. Von März 2012 bis November 2013 waren 12 Inventurtrupps des Landesbetriebes Forst in Brandenburger Wäldern unterwegs und haben die Daten von rund 300.000 Bäumen erfasst. Es wurden die Höhen und Dicken gemessen, die Baumarten festgestellt, die Verjüngung und das sogenannte Totholz aufgenommen. Die Erhebungen erfolgten an 11.263 Punkten, die fachlich korrekt Waldtraktecken heißen. Die Datenaufbereitung und -auswertung erfolgte durch das Thünen-Institut für Waldökosysteme. Die Ergebnisse sind eine wichtige Grundlage für forstpolitische und forstfachliche Entscheidungen des Landes und dienen darüber hinaus als Gradmesser für eine nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes.
Waldreiches Brandenburg
Mit 37,5 Prozent gehört Brandenburg zu den fünf Bundesländern mit dem größten Waldanteil an der Landesfläche. Dieser ist im Süden Brandenburgs mit 43 Prozent am größten und in der Mitte und im Norden mit 34 beziehungsweise 38 Prozent etwas geringer. Auf jeden Brandenburger Bürger entfallen rund 4.500 Quadratmeter Waldfläche. Trotz hoher Inanspruchnahme von Waldflächen für Infrastrukturmaßnahmen und Braunkohletagebaue haben Aufforstungsmaßnahmen dafür gesorgt, dass die Waldfläche sich nicht verringert.
Wald überwiegend in privater Hand
Knapp zwei Drittel sind in Brandenburg Privatwald. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 48 Prozent. Der private Waldbesitzer hat damit für den Wald in Brandenburg eine große Verantwortung. Eine effektive Bewirtschaftung wird oft durch den kleinteiligen Waldbesitz erschwert. So ist 40 Prozent des privaten Waldbesitzes kleiner 20 Hektar. Das Land unterstützt die Waldbesitzer mit Fördermitteln sowie Rat und Anleitung. 32 Prozent des Waldes ist in öffentlicher Hand von Land und Bund. Der Kommunalwald hat nur einen Anteil von 7 Prozent.
Brandenburg ist Kiefernland
Brandenburg ist das Kiefernland Nummer 1. 31 Prozent der Kiefernfläche Deutschlands befindet sich in Brandenburg. Mit 70 Prozent nehmen Kiefern die mit Abstand größte Fläche ein. 7 Prozent sind Eiche und 3 Prozent Buche. Die restlichen 20 Prozent verteilen sich auf andere Laub- und Nadelbaumarten. Auch in der Baumartenverteilung gibt es regionale Unterschiede. Während in Nordbrandenburg der Laubholzanteil mit 30 Prozent am höchsten ist, liegt er in Südbrandenburg nur bei 19 Prozent. Drei Viertel aller Buchenbestände Brandenburgs befinden sich im Norden des Landes.
Waldumbau ist weiterhin wichtig
Insgesamt liegt der Laubholzanteil zu Zeit bei 26 Prozent. Anders sieht es bei den Folgegenerationen aus. Bei den jungen Bäumen bis 20 Jahren nimmt der Laubholzanteil bereits 54 Prozent der Waldfläche ein. Das Generationenprogramm „Waldumbau“ zeigt erste Erfolge, wird aber noch viele Jahre in Anspruch nehmen. In den großen Kieferngebieten besteht eine hohe Gefährdung durch Waldbrand und Insektenkalamitäten. Am Waldumbau geht deshalb kein Weg vorbei.
Waldverjüngung ist durch Wildverbiss erschwert
Durch den Wildverbiss an den jungen Bäumen ist die Verjüngung des Waldes oft gefährdet. Mit 44,6 Prozent ist fast die Hälfte (44,6 %) der jungen Pflanzen durch Verbiss geschädigt. Brandenburg nimmt damit einen unrühmlichen Spitzenplatz im Bundesvergleich ein. Insbesondere die für den Waldumbau wichtigen Laubbaumarten sind stark gefährdet. Abhilfe konnte in der Vergangenheit bisher nur ein Zaun schaffen. Rund 4 Prozent (das sind 40.500 Hektar) der Verjüngungsflächen waren zum Zeitpunkt der Erhebung gezäunt.
Holzvorräte im Bundesvergleich niedrig
Wie viel Holz im Wald wächst ist in erster Linie von natürlichen Gegebenheiten wie Boden und Niederschlag abhängig. Die Waldböden in Brandenburg sind durch arme Sandstandorte geprägt, die kaum Wasser speichern können. Brandenburg zählt mit mittleren Niederschlägen, die durchschnittlich unter 600 Millimeter liegen, zu den trockensten Gebieten in Deutschland. Aber auch von der Baumart und vom Alter der Bäume ist der Holzvorrat abhängig. Die höchsten Holzvorräte pro Hektar verzeichnen die Buchenflächen mit 372 Kubikmetern. Dagegen stehen auf den Kiefernflächen im Durchschnitt nur 287 Kubikmeter pro Hektar. Im Bundesvergleich ist Brandenburg mit 272 Kubikmetern pro Hektar Schlusslicht bei den Holzvorräten.
Weiterführende Informationen
Downloads
- Zahlen und Fakten zur Waldzustandserhebung 2021 (20.3 MB)
- Pressekonferenz Waldzustandsbericht 2019 (4.8 MB)
- Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2019 (2.6 MB)
- Präsentation der Ergebnisse der ersten landesweiten Waldinventur in Brandenburg (2.5 MB)
- Präsentation der Ergebnisse der 3. Bundeswaldinventur in der Region Berlin-Brandenburgrandenburg (1.3 MB)
- Wald-Monitoring-Konzeption des Landes Brandenburg (8.8 MB)
Externe Links
- Datenbank Landeswaldinventur Brandenburg (2013)
- Der Wald in Deutschland – ausgewählte Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur
Veröffentlichungen
- Berichte zur Lage und Entwicklung der Forstwirtschaft in Brandenburg (Landeswaldberichte)
- Waldzustandsberichte des Landes Brandenburg
- Daten zu Wald und Forstwirtschaft in Brandenburg (deutsch/englisch)
- Wälder Brandenburgs Ergebnisse der ersten landesweiten Waldinventur
Quelle: MLUK Land Brandenburg